Samstag, 19. Februar 2011

Großverdiener im Zeitfenster

„Doch auch wenn ich politisch zehn Mal anderer Meinung bin als der damalige Bundeskanzler, dieses kurze Zeitfenster für die Wende so zu nutzen bleibt sein historischer Verdienst.“ So der SPD-Politiker Claus Möller, früherer Finanzminister von Schleswig-Holstein.[1]
So hinterhältig sind sie, die SPD-Politiker. Ein Verdienst, den man historisch nennen könnte, jedenfalls für deutsche Verhältnisse, ist der des Bankchefs Ackermann. Das ist einer der des Vertrauens unwürdigsten Deutschen, noch hinter Westerwelle und knapp vor Bischof Zollitsch, dem allerletzten; zumindest meinte das einer Umfrage im Frühjahr 2010 zufolge die Mehrheit der Bevölkerung. Und in diese Ecke möchte Herr Möller unseren verdienten Einheitskanzler stellen – durch den fiesen Trick, ein „r“ zu schreiben, wo ein „s“ hingehört!
Auf den ersten Blick hat Edmund Stoiber das gleiche getan, wenn man der Süddeutschen glauben darf: „Noch weiter geht CSU-Chef Stoiber, der Kohls Politik [wie] folgt bilanziert: ‚Vertrauen und Ansehen gewinnen für Deutschland ist und bleibt sein großer historischer Verdienst. Helmut Kohl hat einen festen Platz in den Herzen der Deutschen.’“[2] Ich vermute aber, da steckt etwas anderes dahinter; es gibt keinen Grund, an der Treue der CSU zur Schwesterpartei zu zweifeln. Sondern es ist so: Seit den Tagen von F. J. Strauß gilt es in Bayern als selbstverständlich, daß einer um so kräftiger hinzuverdient, je verdienstvoller sein Wirken ist, je mehr er sich um Partei und Staat verdient macht, gar, wenn es ein historisches Verdienst ist, das er sich erwirbt. Aber das ist halt Bayern. Kohl ist da anders. Er hat sich seinerzeit, im Zeitfenster, gewiß nicht persönlich bereichert. Er ist und bleibt zu Recht in den Herzen der Deutschen.

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