Montag, 5. September 2011

Darstellen 1

In der Tagesschau sagte vor einigen Tagen[1] ein mir unbekannter, gleichwohl gewiß bedeutender Oppositionspolitiker: „Dessen ungeachtet muß Frau Merkel eine eigene Mehrheit darstellen.“
Was er gesagt hat, wird er  nicht gemeint haben. Man kann zwar von einer Kanzlerin vieles verlangen, aber nicht schauspielerische Fähigkeiten, die ausreichen, um als einzelner Mensch eine Mehrheit darzustellen. Ich vermute, es ist so: Jahrelang hat die Politikerkaste aufgestellt – mal breit, mal optimal, mal exzellent –, und zwar vor allem sich selber (siehe Aufstellen). Kein Fußballtrainer, zu dessen Hauptaufgaben, ja Kerngeschäft das Aufstellen doch gehört, konnte da mehr mithalten. Jetzt meint man, daß endlich einmal etwas Neues passieren muß, damit die Leute wieder zuhören. Wir dürfen gespannt sein, was dem Darstellen alles noch zustößt. Mit „wir sind breit (optimal, exzellent) dargestellt“ muß man wohl rechnen; es wird das gleiche bedeuten wie im Falle von aufgestellt, also mehr oder weniger nichts. Vielleicht verdrängt „darstellen“ aber auch das jetzt so beliebte „einfahren“. „Wir haben ein sensationelles Ergebnis dargestellt und ich danke allen Wahlhelfern ...“ – ich würde mich darüber nicht wundern.




[1] 29.8.2011

1 Kommentar:

Michael Allers hat gesagt…

Abgesehen von der Mehrheitsproblematik passt Darstellen i.S.v. (schlechter) Schauspielerei doch hervorragend zu Politikern. Man denke nur an unseren Außenminister-Darsteller.