Montag, 13. August 2012

Çada

„Çada“, so habe ich aus der taz[1] erfahren, nennen es die Türken, wenn ein Landsmann sich die Haare blond färbt, Wein statt Kaffee trinkt und nicht Ramadan feiert, statt dessen an Weihnachten „Jingle Bells“ auflegt. Ein Wort wie çada fehlt im Deutschen. Darum gibt es immer noch welche, die glauben, das, was unter den Deutschen entsprechend zu bezeichnen wäre,  habe andere, nämlich rationale Ursachen. Man würde z. B. deshalb ein deutsches Wort nach dem anderen durch ein amerikanisches ersetzen, weil dann Ausländer sich auf den Bahnhöfen besser zurechtfinden (es sei denn, sie kommen aus Estland, dort heißt es nämlich „Info-Punkt“) oder weil – im Amerikanischen geht’s  ja meist kürzer zu – sich Buchstaben sparen lassen, was aber nicht verhindert, daß „2007“ durch das längere „in 2007“ verdrängt wird, oder weil man weiß, daß sich die Sprache sowieso dauernd verändert, was zu der Folgerung zwingt, daß man an ihrer Veränderung mitarbeiten muß, womit der Gipfel aller Rationalität erreicht ist.



[1] 9.11.11

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