Samstag, 15. Februar 2014

Verhungern spielen


"Wir sehen uns dabei in der Rolle des ehrlichen Maklers zwischen den verschiedenen Interessen der Parteien und der gesellschaftlichen Akteure", formulieren die Grünen-Landeschefs.[1]
Das ist, bis auf die Kleinigkeit, daß auch Parteien gesellschaftliche Akteure sind und daß man, wenn man nicht gerade Soziologe ist und zu anderen Soziologen spricht, das Wort Akteure meiden sollte, in Ordnung. Wenn den Landeschefs die genannte Rolle nicht mehr behagt, können sie ja eine andere spielen, z. B. die des unehrlichen Maklers.
Aber die große Mehrheit der Soziologen spricht ohne rot zu werden auch von der sozialen Rolle der Bauern in Mali oder der Frauen in Afghanistan, als ob diese ein Spiel spielten, in dem sie sich halt für eine Rolle entschieden haben oder man sie meinetwegen auch dazu zwingt, d. h. zum Spielen zwingt. Das zeigt, wie sehr diese Zunft in den letzten Jahrzehnten heruntergekommen ist. „Der Protest des lebendigen Subjekts dagegen, daß es generell zu Rollen verurteilt ist – die amerikanische Rollentheorie ist so beliebt, weil sie das zur Struktur von Gesellschaft überhaupt auswalzt [...]“, beginnt ein Satz von Adorno in Jargon der Eigentlichkeit. Aber die Dummheit und Hinterlist des neoliberalen Zeitgeists und seiner Soziologen zeigt sich bereits darin, daß man überhaupt auf den Gedanken kommt, ein Begriff aus der Theaterwelt eigne sich zur Bezeichnung der Tatsache, daß jemand im wirklichen Leben unterdrückt und geschunden wird.





[1] http://www.rp-online.de/landtagswahl/nachrichten/Gruene-setzen-auf-Mitarbeit-der-CDU_aid_906146.html


1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

d