Es soll Gesellschaften geben, die mehr zur Passivität neigen und die
Menschen dort scheinen damit nicht unzufrieden. Unsere Gesellschaft dagegen hat
allein an der Aktivität Spaß, auch wenn diese mit Arbeit verbunden ist und ganz
besonders dann, wenn diese in einem Funjob besteht, und sowieso ist sie ja mit der Entspannung aufs Engste verknüpft.
In Bruchsal bietet man eine „aktivitätsgerechte Therapie“[1]
an, in dem Film „Revanche" wird „das archaische ‚Auge um Auge, Zahn um Zahn’ actiongerecht zelebriert“[2]
und „Mark ‚Boom, Boom’ Roper liefert hier wieder gute Actionarbeit ab.“[3]
Ein Autobahnpolizist hat gleich einen ganzen „Actionjob“[4],
und „der Zusammenhalt und das betriebliche Engagement werden außerdem durch
eine reichhaltige freiwillige Vereins- und Aktivitätsarbeit gestärkt“[5].
Bei autotreff.com gibt es „Aktivitätsspaß“.[6] Ganz anders
geht es dagegen bei www.ont.lu zu, da hat’s „Spaßaktivität“.[7]
Die Aktivität muß irgendwie, ich weiß nicht wie, mit der Action und diese
mit der Aktion verwandt sein, wenn diese Worte manchmal auch durchaus
Verschiedenes zu bedeuten scheinen, wie man aus den folgenden Fügungen ersehen
kann: Irgend etwas „bedeutet, daß User die Aktion action ausgeführt hat“.[8]
Es gibt auch eine „Aktion ‚Action!Kidz’“
(von der Kindernothilfe), selbst
„eine Aktionsaktion und eine
zusätzliche Aktion“[9] und
schließlich eine „Aktivitätsaktion“, und zwar bei Microsoft.[10]
„Wieder einmal haben die Insassen die Leitung der Anstalt
übernommen“ (E. Henscheid).
Höchst erfreulich ist aber,
was uns patent-de.com mitteilt:
„Tiere, die Sterbeaktivität zeigten, wurden durch Beatmen mit CO2 getötet.“[11]
Nicht daß die armen Tiere getötet wurden natürlich, sondern daß das Sterben,
das doch bisher im Aufhören jeder Aktivität bestand, nun auch als Aktivität zu
haben ist. Das läßt Hoffnung aufkeimen. Wo ist dein Sieg, o bittrer Tod? Der grimmige Feind, der
letzte und größte des Menschen, die stärkste Nicht-Utopie (Ernst Bloch) – bald
wird’s aus sein mit ihm. Die Frage ist nur noch, wer das Patent für seine
Überwindung bekommt. Und schade ist: Kommende Generationen werden mit der Zeile
„Komm, o Tod, du Schlafes Bruder“ (BWV 56) wohl nicht mehr so
recht etwas anfangen können.
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